Zwölf Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren beschäftigten sich im Mai 2025 auf Einladung unseres Vereins mit dem Thema “Zwangsaussiedlungen in der DDR”. Im Laufe einer Woche sammelten sie bewegende Eindrücke aus einer vergangenen, aber nicht vergessenen Epoche des Landes: der Zeit der deutschen Teilung. Aus den Erkenntnissen entwickelten die Jugendlichen aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt eine szenische Lesung: “Kein Weg zurück”. Am Grenzdenkmal Hötensleben präsentierten die Teilnehmer/-innen das Ergebnis im Rahmen der Gedenkstunde für die Opfer des Grenzregimes der DDR am 26. Mai 2025.
Mit einem emotional aufgeladenen und dramatisch inszenierten Hörstück erinnerten die Schülerinnen und Schüler aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt an die schicksalhaften Tage im Frühjahr 1952, als ganze Familien, die entlang der innerdeutschen Grenze in der noch jungen DDR lebten, innerhalb weniger Stunden Haus, Hof und ihre Heimat verlassen mussten. Mit unbekanntem Ziel wurden sie weggebracht. Viele befürchteten, in sowjetische Arbeitslager deportiert zu werden. Manche der von Zwangsaussiedlung betroffenen Menschen nahmen sich das Leben, bevor die LKWs kamen, um sie abzuholen.
In der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, in Hötensleben selbst und vor allem im Bundesarchiv - Stasi-Unterlagenarchiv Magdeburg hatten die Teilnehmer/-innen der Projektwoche Informationen über die Zwangsaussiedlungen gefunden. Sie sichteten Zeitzeugenberichte, lasen in Stasi-Akten und sprachen mit Historikern über die Geschehnisse. Am Montag lernten die Schülerinnen und Schüler im DDR-Museum Berlin die Besonderheiten der Deutschen Demokratischen Republik kennen. Ein Workshop im Zonengrenzmuseum Helmstedt erlaubte ihnen, die Ereignisse aus Sicht des Westens einzuordnen. Während des Abschlussgesprächs gelang es, den Blick auf die Gegenwart zu richten. Und mit einem gewissen Unbehagen mussten die jugendlichen erkennen, dass Zwangsaussiedlungen noch immer, wenn vielleicht auch unter anderem Namen, ein Thema sind.
“Wir sind dankbar, dass sich junge Menschen mit der bedrückenden Geschichte der deutschen Teilung beschäftigen wollen”, sagte Henning Konrad Otto nach Abschluss der Projektwoche, “und wir sind begeistert, mit welchem Ernst diese Beschäftigung während der gesamten Woche erfolgt ist. Und schließlich sind wir den Lehrkräften der sechs Schulen dankbar, die ihre Schülerinnen und Schüler für eine ganze Schulwoche freigestellt haben.” Dem Vorsitzenden des Vereins Grenzenlos ist es ein besonderes Anliegen, insbesondere Jugendliche für die Thematik der deutschen Teilung zu sensibilisieren. “Das Motto des Vereins lautet schließlich ‘Zukunft braucht Erinnerung’. In diesem Sinne erachte ich es für sehr wichtig, dass gerade junge Menschen aus der Vergangenheit lernen und Zusammenhänge in der Gegenwart erkennen”, so Otto.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Projektwoche kamen aus folgenden Schulen:
Die Projektwoche 2025 “Kein Weg zurück. Zwangsaussiedlungen in der DDR” war bereits die 3. Projektwoche für Schüler/-innen, die unter Federführung des Vereins Grenzenlos in Helmstedt stattfand. Die Verantwortlichen kooperierten während der Konzeption, der Vorbereitung und der Umsetzung eng mit der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, dem Bundesarchiv - Stasi-Unterlagen-Archiv Magdeburg und dem Zonengrenz-Museum Helmstedt. Die Projektwoche wurde mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.
Hier geht's zur Aufzeichnung der szenischen Lesung “Kein Weg zurück”
Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Projektwoche und damit Mitwirkende an der szenischen Lesung “Kein Weg zurück”:
Mitglieder des Teams, das die Umsetzung der Projektwoche und das Ergebnis ermöglicht hat:
Wichtigen Input, Ideen und Antrieb lieferten auch:
Ein ganz dickes Dankeschön an Alle!