Wie war es, mit einer Grenze zu leben, die Familien, Freunde und ganze Lebenswelten trennte? Dieses Szenario ist heute, mehr als dreißig Jahre nach dem Ende der deutschen Teilung, für viele junge Menschen kaum vorstellbar. Dabei prägen die Erfahrungen aus der Zeit der DDR und der BRD bis heute das Zusammenleben in Deutschland und Europa.
Gerade für die junge Generation ist es wichtig zu verstehen, wie Menschen in einer Diktatur lebten, wie das System der SED brutal in alle Lebensbereiche eindrang und wie an der innerdeutschen Grenze mit Misstrauen, Kontrolle und Gewalt eine Gesellschaft eingesperrt wurde. Das Vorgehen der Grenzschützer, die strengen Ein- und Ausreiseprozeduren, die willkürlichen Kontrollen – all das vermittelt ein eindringliches Bild davon, wie Unfreiheit in der Praxis aussah.
In der Region Helmstedt wird diese Geschichte greifbar. Auf der Rundfahrt Grenzenlos erleben junge Besucherinnen und Besucher am Grenzdenkmal Hötensleben einen original erhaltenen Abschnitt der ehemaligen innerdeutschen Grenze mit all ihren Sperranlagen. An der ehemaligen Grenzübergangsstelle Marienborn und heutigen Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn betreten sie eine andere Welt – sie sehen die Passkontrolleinheiten, die Fahrzeugprüfgaragen und erfahren, welches Misstrauen den Menschen entgegenschlug, die diese Grenze übertreten wollten.
Neben der Rundfahrt bietet der Verein Grenzenlos – Wege zum Nachbarn e.V. weitere Bildungsformate an, in denen junge Menschen eigenständig zu Themen rund um die Grenze forschen, Zeugnisse der Zeit auswerten und ihre Ergebnisse kreativ umsetzen können. So entsteht lebendige Erinnerung – offen, kritisch und zukunftsorientiert.